Liebe Kolleginnen und Kollegen,
Von der Wissenswerte Bremen 2018 zurück muss ich für die Planung im Jahr 2019 erneut feststellen, dass die Termine Eurer beider Veranstaltungen sehr nah, ja zu nah zusammenliegen: Das „Forum Wissenschaftskommunikation 2019“ soll vom 18.-20. November in Essen stattfinden, und schon in der Woche darauf ist die „Wissenswerte Bremen“ vom 25.-27. November terminiert. Ist das nötig? Kann das nicht besser miteinander koordiniert werden? Ich kann nicht umhin festzustellen, dass die Veranstaltungen sich gegenseitig „kannibalisieren“.
Das ist mehr als nur bedauerlich! Ich könnte mich leichtfertig auf das Argument zurückziehen, dass mir das egal sein kann. Als inzwischen freier und passionierter Wissenschaftskommunikator ohne feste Anstellung bin ich auch darin frei, mir meine Termine selbst auszusuchen. Ich muss niemanden fragen, dass er oder sie mir die Reise und Teilnahme genehmigt. Aber das Glück haben leider nur wenige Kolleginnen und Kollegen. Viele sind davon abhängig, ob ihre Vorgesetzten wohlwollend sind, ob die Termine im Semester nicht mit anderen wichtigeren Terminen kollidieren und nicht zuletzt, ob die Haushaltsmittel noch reichen. Da die Mittel für Wissenschaftskommunikation üppiger fließen als für den Wissenschaftsjournalismus, profitiert davon eher das „Forum Wissenschaftskommunikation“.
Einer der letzten Workshops auf dem diesjährigen Forum Wissenschaftskommunikation in Bonn widmete sich der Frage: „Interaktive Formate: Wissenschaft, Kommunikation, Journalismus – Alle an einem Strang oder jeder Berufsstand für sich?“ Die Diskussion im Workshop hat überdeutlich gezeigt, dass die drei Gruppen einen noch sehr großen Abstand zueinander haben und disparate Ziele verfolgen. Wenn es so ist, wäre dann nicht eine Koordination der beiden Tagungen ein Beitrag, um wirklich den Weg zu finden, am gemeinsamen Strang zu ziehen? Würden nicht beide Veranstaltungen – und die Kolleginnen und Kollegen – davon profitieren, wenn die Verantwortlichen für die Veranstaltungen sich zusammensetzten und die Termine miteinander abstimmten?
Ich gebe es gern zu: Ich bin Fan beider Veranstaltungen – und das seit vielen Jahren! Für die Wissenswerte schlägt mein Herz besonders, weil ich 2000/2001 Mitglied der Arbeitsgruppe der Bertelsmann Stiftung „Aus- und Weiterbildung von Wissenschaftsjournalisten“ gewesen bin, aus der die erste Wissenswerte Bremen (2004) hervorgegangen ist. Hier fand ich immer die Gelegenheit, mit Wissenschaftsjournalisten besser ins Gespräch zu kommen, ihre Ideen, Aufgaben, Bedarfe, aber auch Nöte zu verstehen.
Als dann wenige Jahre später das Forum Wissenschaftskommunikation ins Leben gerufen wurde, war ich auch dort und traf viele aus der Wissenschaftskommunikation von Instituten und Organisationen, die nicht zu meinen Kolleginnen und Kollegen im Bundesverband Hochschulkommunikation gehörten. Und bis vor einigen Jahren hatte ich sogar den Eindruck einer teilweisen „Konvergenz“ von beiden Veranstaltungen – ein nur partiell jeweils unterschiedlich zusammengesetzes „Familientreffen“.
Dass die „Wissenswerte“ zunehmende Probleme hat, ihr Publikum zu erreichen und eine einigermaßen befriedigende Tagung zu organisieren, ist mehr als offensichtlich. Dennoch empfinde ich als ihren besonderen Vorteil, dass sie weniger „Spektakel“ bietet, dafür mehr nüchtern vorgetragene Themen und tiefergehende Diskussionen als das Forum. Aber ausbleibende Sponsoren, immer weniger Teilnehmer und Teilnehmerinnen und Stände – und sprechen wir es auch offen aus – so knapp kalkulierte Budgets und Buffets, dass leicht verspätet ankommende Referenten nichts mehr zu essen bekommen, das fehlende Abendprogramm, knabbern arg an der Tagung. Ob die Organisatoren versagen und eine Neuaufstellung nötig wäre, vermag ich nicht zu beurteilen. Ob die zeitliche Nähe zum Forum schuld ist, darüber muss man aber meines Erachtens offen sprechen. Denn ich befürchte, dass das stetig weitere „Verkümmern“ der Wissenswerte uns allen ein großer Verlust bedeuten wird – und dass wir das vielleicht erst merken könnten, wenn es viel zu spät ist.
Lassen wir es bitte nicht so weit kommen!
Josef König