Mit Hybris gewinnt man kein Vertrauen 

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Gut gebrüllt, Löwe, möchte man Jens Rehländer zurufen. Dennoch: Seine fünf Thesen dürfen nicht unwidersprochen hingenommen werden, will Wissenschaftskommunikation nicht an ihrer eigenen Hybris einmal zerschellen. 

Der Widerspruch gilt schon den ersten Absätzen: Natürlich kann 1999 kein „Dialog auf Augenhöhe“ intendiert gewesen sein und ist es auch nicht. Diese Vokabel findet sich auch nicht im damaligen PUSH-Memorandum. Wer heute sowas fordert verkennt, dass als das PUSH-Memorandum vor 20 Jahren herauskam eine ganz andere Situation in Wissenschaft und Wissenschaft-PR vorherrschte als heute (der Begriff Wissenschaftskommunikation war noch nicht im allgemeinem Gebrauch): Die PR-Abteilungen bestanden häufig genug noch aus Einzelkämpfern, hatten kaum Etat zur Verfügung, und wurden tatsächlich wenig von den eigenen Führungsgremien und Wissenschaftlern wahrgenommen oder genutzt.  

Heute hingegen sind viele groß ausgebaut, verfügen über reichlich Etat und Personal und schreiben auch für ihre Institutionen an den Anträgen für die Exzellenzinitiative mit. Das ist ein erheblicher, nicht zu unterschätzender Respekt-Gewinn, den Jens Rehländer vollkommen verkennt. Es ging also damals darum, überhaupt erst Wissenschaft vermehrt in die Öffentlichkeit hineinzutragen. Das ist gelungen und wer das leugnet, opfert die Erfolge der Kolleginnen und Kollegen der letzten 20 Jahre auf dem Altar eines billigen Populismus. 

Nun zu seinen einzelnen Thesen: Mit Hybris gewinnt man kein Vertrauen  weiterlesen

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Wächst zusammen, was nicht zusammen gehört?

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Unzeitgemäße Betrachtungen zu einem zeitgemäßen Theaterstück

Nach der Veröffentlichung des Siggener Impuls 2018 ist eine Diskussion nicht über den Inhalt des Textes, sondern über den von ihm transportieren Begriff „Wissenschaftskommunikation“ entbrannt. Zwei Beiträge mit einander diametral widersprechenden Positionen erscheinen auf der Bühne:

Die Schweizer Wissenschaftsjournalistin Heidi Blattmann wirft ein, es „sträubt sich alles in mir, mich als Journalistin in eine Kategorie – die der Wissenschaftskommunikation – einzugliedern, in die ich meinem Verständnis nach nicht gehöre“. Ihr Unbehagen spitzt sie zu: „Diese Umdeutung des Begriffs Wissenschaftskommunikation schadet aber nicht nur der Aussagekraft des Siggener Impulses von 2018, sondern der Kommunikation aus der Wissenschaft insgesamt!“. 

Als Kontrahent stürzt Markus Pössel auf die Bühne: Er argumentiert als vernachlässigter Wissenschaftler, der sich in der engen Definition von Wissenschaftskommunikation (= Wissenschafts-PR) nicht wiederfindet. Sein Plädoyer läuft auf eine weite Definition von Wissenschaftskommunikation hinaus, also einschließlich Wissenschaftsjournalismus. Das wäre nur eine Stimme unter anderen, wenn nicht Markus Pössel weitgehend die Definitionsmacht von „Wissenschaftskommunikation“ auf Wikipedia in Händen hielte. Wächst zusammen, was nicht zusammen gehört? weiterlesen

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Offener Brief: Ein Appell an die Veranstalter des „Forum Wissenschaftskommunikation“ und der „Wissenswerte“

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Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Von der Wissenswerte Bremen 2018 zurück muss ich für die Planung im Jahr 2019 erneut feststellen, dass die Termine Eurer beider Veranstaltungen sehr nah, ja zu nah zusammenliegen: Das „Forum Wissenschaftskommunikation 2019“ soll vom 18.-20. November in Essen stattfinden, und schon in der Woche darauf ist die „Wissenswerte Bremen“ vom 25.-27. November terminiert. Ist das nötig? Kann das nicht besser miteinander koordiniert werden? Ich kann nicht umhin festzustellen, dass die Veranstaltungen sich gegenseitig „kannibalisieren“.  Offener Brief: Ein Appell an die Veranstalter des „Forum Wissenschaftskommunikation“ und der „Wissenswerte“ weiterlesen

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Wie wär’s mit einer Nummer kleiner? Über manche Kritik am idw-online.de

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Auf den idw prasselt die Kritik ein: Was sich schon auf dem Forum Wissenschaftskommunikation in Bonn in persönlichen Gesprächen andeutete, kommt nun im Tagestakt auf: Mittwoch (14.11.2018) Marcus Anhäuser im „Medien-Doctor“, nur einen Tag später Elisabeth Hoffmann (15.11.) auf wissenschaftskommunikation.de – und wer reiht sich in den nächsten Tagen noch in unter die idw-Kritiker ein? 

Was ist denn so Gravierendes passiert, dass manche Granden aus der Welt der Wissenschaftskommunikation granteln? Hoffmann startet ihren Text sogar mit Ihrem Faible für „Krisenkommunikation“ und bemüht das Bild vom Elefanten, den man im Bildhintergrund nicht sieht. „Krise“, „Integrität“ „PR-Skandal“ usw. – starke Worte – geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Und was ist wirklich des Pudels Kern? Wie wär’s mit einer Nummer kleiner? Über manche Kritik am idw-online.de weiterlesen

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Wissenschaftskommunikation gegen den Strich gebürstet 

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Es war eine bemerkenswerte Eröffnungsrede, die Prof. Julika Griem, Vizepräsidentin der DFG, zum Start des Forums Wissenschaftskommunikation 2018 in Bonn gehalten hat. Bemerkenswert, weil sie fast alle Standards in Frage stellte, die im letzten Jahrzehnt der Wissenschaftskommunikation Bedeutung verliehen haben. Sie hat aus meiner Sicht sehr überzeugend die Wissenschaftskommunikation gegen den Strich gebürstet.

Manche Teilnehmer klangen im Anschluss eher ratlos. Aus deren Raunen hörte man Wortfetzen wie „verstaubt“, „rückwärts gewandt“ oder „längst überwunden“ heraus. Reiner Korbmann kommentiert in seinem Blog die Rede eher einseitig: „Der Elfenbeinturm wirft noch immer seinen Schatten“, und verweist auf dem „harten Wettbewerb mit allen anderen Kräften der Gesellschaft“. Deswegen benötige, so Korbmann, die Wissenschaft eine Kommunikation, die auf „Transparenz und Partizipation drängt“ und „auch wirklich die Menschen in dieser Gesellschaft erreicht“. Tatsächlich alle? möchte man ihn zurück fragen … Jan Steffen wendet gegen Priems Verdikt des „barrierenfreien Abenteuerspielplatz“ ein: „Schon ein Wort, das Leserinnen oder Leser nicht verstehen, kann dazu führen, dass sie ‚aussteigen‘ und den Text nicht weiterlesen. Auf die Bandbreite der Wissenschaftskommunikation übertragen bedeutet das: Schon kleinste Barrieren können Menschen abschrecken.“ Aber doch nur, weil Wissenschaftskommunikation schon seit Jahrzehnten glaubt und kräftig daran arbeitet, dem Publikum nichts mehr zumuten zu dürfen.  Wissenschaftskommunikation gegen den Strich gebürstet  weiterlesen

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Wissenschaft ist für jeden zugänglich

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Was ist von einem Beitrag eines Diplom-Biologen und eines Geobotanikers zu halten, der wissenschaftliche Expertise gegen Fake News fordert, aber im Text behauptet, Eulen könnten „ihren Kopf um 180 Grad drehen“ – statt, richtiger, um 270 Grad? Das mag eine lässliche Sünde sein, sie zeigt aber die Komplexität des Problems: Irren ist ebenso menschlich wie die bewusste Desinformation – und manchmal ist die Ursache schlicht Zeitmangel.

Diese Petitesse steht im Artikel „Wie man Wissenschaft zugänglich macht“ (Zeit, Nr. 42/2018), mit dem sich Volker Stollorz und Reinhard Hüttl mit zum Teil fragwürdigen Argumenten für die Bildung einer Stiftung für Wissenschaftsjournalismus stark machen. Leider versäumen sie aber zu erklären, wofür das Geld verwendet werden soll. Der Beitrag verstärkt die Forderungen, die bereits im Gutachten der Akademien „Zur Gestaltung der Kommunikation zwischen Wissenschaft, Öffentlichkeit und den Medien“ (WÖM II) 2017 in Berlin erhoben wurden: öffentliches Geld für Wissenschaftsjournalismus zu reklamieren. Nur dass sie jetzt Geld aus der Forschungsförderung dafür abzweigen wollen. Ist das gerechtfertigt?

Für ihr Plädoyer deuten sie geschichtliche Tatsachen zum Teil um. Sie behaupten zwar zu Recht, dass nach dem PUSH-Memorandum 1998/99 „viel passiert“ sei, beschränken das aber allein auf die „Wissenschaftskommunikation“– einen Begriff, der zur Zeit des PUSH-Memorandums noch gar nicht im Gebrauch war. Sicher: mittlerweile gibt es bundesweite Wissenschaftsjahre, Hochschulen veranstalten Vorlesungen für Kinder, Universitäten lange Nächte der Wissenschaft und so weiter. Aber historisch falsch ist, dass im selben Zug – wie man aus ihrem Text herauslesen kann – „die öffentlichen und privaten Medien ihre Wissenschaftskompetenz abgebaut“ hätten. Das ist historisch nicht haltbar. Wissenschaft ist für jeden zugänglich weiterlesen

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„Wolkige Kommunikation“? Nein, wolkiger Kommentar!

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Der Kommentar von Jan-Martin Wiarda im ZEIT-Campus-Brief vom 4.10.2018 und in seinem Blog kann nicht unwidersprochen bleiben. Die Art und Weise, wie Wiarda die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2018 und der Befragung Carsten Könneckers (Karlsruhe) der Teilnehmer der Lindauer Nobelpreisträgertagungen interpretiert, ist nicht angemessen. Die Konsequenzen, die er daraus für die Wissenschaftskommunikation fordert, sind schlicht falsch.

Wiarda verweist darauf, dass zwar 54 Prozent der Menschen in Deutschland Wissenschaft und Forschung vertrauen, meint aber „allerdings schlucken“ zu müssen, weil Dreiviertel der Befragten „sagen, dass die Orientierung am Gemeinwohl zu den Eigenschaften eines guten Wissenschaftlers“ gehörten, aber dass nur 40 Prozent glaubten, dass Wissenschaftler tatsächlich zum Nutzen der Gesellschaft forschten. Wiarda meint darin, eine langfristig gefährliche Kluft für die Akzeptanz freier Forschung sehen zu müssen.  „Wolkige Kommunikation“? Nein, wolkiger Kommentar! weiterlesen

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Wissenschaft braucht das Grundvertrauen von Laien

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Der Kölner Philosoph Thomas Grundmann beendet seinen bemerkenswerten Beitrag „Der Weg der Wahrheitsfindung“ mit dem Satz: „Der Erfolg der modernen Wissensgesellschaft beruht essenziell auf Asymmetrien der Glaubwürdigkeit.“ Er folgert daraus, dass das „Vertrauen in Experten und Autoritäten … geschützt und gestärkt werden“ müsse.

Fast reflexartig meldet sich auf den Beitrag der Wissenschafts-PR-Experte Jens Rehländer in seinem Blog mit der reißerischen Überschrift: „Wissenschaftler findet: Wissenschaft braucht keine Öffentlichkeit“. Für ihn enthalten Grundmanns Thesen „starken Tobak“.

Wer hat nun Recht? Grundmann oder Rehländer – oder womöglich beide? Was behauptet denn Grundmann so Schlimmes, das Rehländer zu dieser Reaktion veranlasst? Wissenschaft braucht das Grundvertrauen von Laien weiterlesen

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Vom Verlust der leisen Töne

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Vor knapp zwei Jahren habe ich mir „neue Ohren“ gegönnt, na ja, ein Paar Hörgeräte. Zu lange hatte ich mich in lauter Umgebung aus Gesprächen ausgeschlossen gefühlt; ich konnte einfach die Stimmen der einzelnen und was sie sagten nicht mehr so genau unterscheiden. Mit den neuen Hörgeräten bin ich wieder mitten im Geschehen: Ich kann den meisten Gesprächen folgen, manches Musikstück entdecke ich neu und empfinde dabei einem besonderen Genuss; außerdem höre ich plötzlich wieder Wasser aus dem Hahn rauschen, Papier rascheln und selbst gelegentlich das leise Piepsen der Spülmaschine, die das Ende des Programms ankündigt. Viele verloren gegangene Töne sind wieder da!

Dennoch vermisse ich die leisen Töne! Noch mehr vielleicht die Zwischentöne. Aber ganz wo anders. Als Mensch der Medien und der Kommunikation verfolge ich natürlich die tägliche Nachrichtenwelt mit großer Neugier und sehe, dass sie hier weitgehend verloren gegangen sind. Übrig geblieben ist fast allein das laute Geschrei. Das zeigt sich besonders dieser Tage bei den Stimmen und Kommentaren zu den Sondierungsgesprächen für die so genannten Jamaika-Koalition, ihrem Scheitern und der hastigen Suche nach Auswegen zwischen Neuwahlen, Minderheitsregierung und erneuter Großer Koalition. Eine Meute von Tagesjournalisten hetzt die Politiker vor ihre Kameras und Mikrofone, aber mir kommt es vor, dass sie den Antworten kaum noch zuhört. Es ist, als ob sie nicht mehr die Zeit hat, das Gesagte zu verarbeiten, oder es auch gar nicht will. Besserwisser sind zumeist unterwegs und verkünden ihre Meinung in aufgeregter und hochgerüsteter Sprache. Vom Verlust der leisen Töne weiterlesen

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Wenn die Familie sich gelegentlich trifft …

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Anmerkungen zur Tagung der Stiftung Volkswagen „Wissenschaft braucht Gesellschaft“ 

Ja, wie geht es denn nun weiter? Die Ausgangsfrage auf der Tagung „Wissenschaft braucht Gesellschaft – Wie geht es weiter nach dem March of Science?“ ist eben nicht diskutiert worden. Diesmal hatte die  VolkswagenStiftung zusammen mit der Robert Bosch Stiftung, der ZEIT und der Leopoldina zum „Familientreffen“ nach Hannover eingeladen, und es kamen zahlreiche Familienmitglieder: die üblichen Wissenschaftler*innen für ihre Organisationen, die besonderen Wissenschaftsjournalist*innen für ihre Zunft und die Handvoll Pressesprecher*innen, mit großem geordneten Laden und Zeit dafür. Fast alle kennen sich gut untereinander und wissen, wie der jeweils andere denkt. Die Fluktuation auf diesen Familientreffen ist deutlich geringer als in den meisten Institutionen der Wissenschaft selbst.

Wissenschaftsbarometer ist interpretierbar

Viel wurde der Vertrauensverlust der Wissenschaft beklagt. Bereits im Eingangsstatement mahnte Prof. Dr. Joachim Rogall, dass die „eigentliche Vertrauenskrise“ noch komme. Zu wenig ist aber differenziert worden, wer wo wann welches Vertrauen verloren hat. Das häufig ins Feld geführte Wissenschaftsbarometer 2017 ist interpretierbar und lässt Rückschlüsse in beide Richtungen zu: Mehr als 50 % vertrauen der Wissenschaft, und nur 12 % vertrauen ihr nicht oder eher nicht. Die große Mehrheit stellt für sich fest, dass sie von der Wissenschaft eher profitiert und dass sie mehr Nutzen als Schaden stiftet. Also alles gut, oder …? Wenn die Familie sich gelegentlich trifft … weiterlesen

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